Schalltransparenz ist ein Begriff, mit dem viele werben. Doch nur, wer weiss, worauf es wirklich ankommt, kann einen Stoff zuverlässig einschätzen. Hier erklären wir, welche Faktoren die akustische Durchlässigkeit beeinflussen, wie man typische Messwerte einordnet – und was wirklich zählt, wenn der Klang nicht unter der Optik leiden soll.
Wer im Netz nach Lautsprecherstoffen sucht, landet wie bei allem, was mit Lautsprechertechnik zu tun hat, häufig schnell bei vollmundigen Versprechen und jeder Menge "Schlangenöl." Belastbar sind jedoch ausschließlich Messwerte. Aber auf welche Messgrößen kommt es wirklich an? Was bedeuten all die Zahlenkolonnen und Kurven? Und welche werblichen Aussagen sind demnach valide?
Der Stoff muss mitspielen
Ein gutes Lautsprechersystem entfaltet seinen Klang erst dann richtig, wenn nichts zwischen Membran und Ohr steht, was stört. Trotzdem werden Lautsprecher oft verkleidet – aus optischen Gründen und zum Schutz der Lautsprecher, manchmal aber auch schlicht, weil es technisch notwendig ist. Doch sobald ein Material zwischen Schallquelle und Empfänger (also das Ohr des Hörers, ein Mikrofon, oder in gar nicht so seltenen Fälle auch einen Absorber oder Diffusor) tritt, wird's kritisch: Der Stoff kann dämpfen, reflektieren oder Frequenzen unterschiedlich durchlassen. Dann verändert sich der Klang hörbar oder das mit dem Stoff verkleidete Akustikelement, beispielsweise ein Deckensegel, arbeitet nicht korrekt.
Was genau bedeutet „schalltransparent“?
Ein Stoff gilt als schalltransparent, wenn er Schallwellen nahezu ungehindert passieren lässt – ohne nennenswerte Verluste, ohne Verfärbungen. Der Schall, der letztlich eine Form von Energie ist, muss durch das Material hindurch. Je weniger Widerstand er dabei erfährt, je weniger Energie also vom Stoff aufgenommen und in Eigenschwingung verwandelt wird, desto besser für das Klangerlebnis. Ganz wichtig: Es geht dabei nicht um subjektive Eindrücke, denn Schalltransparenz lässt sich recht präzise messen.
Wie misst man so etwas?
Ein gebräuchliches Verfahren ist die Messung des Schalldruckpegels (SPL – Sound Pressure Level) in Dezibel (dB), also dB SPL. Diese Einheit gibt die durch eine Schallwelle verursachte Abweichung vom Atmosphärendruck an. Ein Unterschied von 1 dB gilt für Menschen mit durchschnittlichem Hörvermögen exakt als Übergang von unhörbar zu wahrnehmbar. Vergleicht man, wie stark sich die vor und hinter dem Stoff gemessenen Werte über das gesamte Frequenzband unterscheiden, erhält man eine klare Aussage darüber, wie deutlich der Stoff in welchen Frequenzbereichen Schall absorbierend wirkt.
Dies ist aber ein rein physikalischer Wert, der sich völlig sachlich auf die Lautstärke bezieht. Unsere Wahrnehmung ist jedoch subjektiv und je nach Hörsituation und Frequenz verschieden. So kommt es, dass zwei Geräusche in unterschiedlichen Tonhöhen selbst bei gleichem Schalldruck unterschiedlich laut erscheinen können. In der Psychoakustik spricht man hier von Lautheit. Messungen der reinen Lautstärke geben daher zwar einen guten Anhaltspunkt, wollen aber dennoch interpretiert werden.
In der digitalen Audiotechnik hat sich die Einheit dBFS (decibel relative to full scale, Dezibel unter Volllast) durchgesetzt. Sie dient der Bestimmung des Pegels von digitalen Audiosignalen in Bezug auf den maximal möglichen Pegel (Vollaussteuerung). In der Praxis ist dBFS heute ein wichtiger Wert, denn nahezu alle arbeiten mit digitalisierten Aufnahmen analoger Klänge oder ohnehin originär digitalen Audiodaten. Und da auch Schalltransparenzmessungen mit digitalem Equipment und digital erzeugten Quellen arbeiten, findet sich die Einheit dBFS inzwischen auf der Mehrheit der Messprotokolle und auch auf unseren Graphen. Die Bewertungslogik dahinter entspricht jedoch derjenigen von dB SPL.
Ein dritter Faktor ist die Luftdurchlässigkeit, die in Litern Luft pro Sekunde und Quadratmeter bei einem Druck von 1 bar gemessen wird. Da sich Schall durch Luft bewegt, steht ein hoher Luftdurchlässigkeitswert immer für gute Schalltransparenz: Wenn ein Material die Luft stark bremst, bremst es eben auch den Schall.
Warum ist das so wichtig?
Niemand möchte, dass der direkt aus einem Lautsprecher tretende Schall vom Bezugsstoff der Box gedämpft oder im Frequenzgang verändert wird. Daher erwarten wir von einem schalltransparenten Material eine möglichst geringfügige und über das gesamte Frequenzband möglichst lineare Absenkung des Schalldruckpegel.
Besonders kritisch ist eine Veränderung bei hohen Frequenzen: Je höher die Frequenz, desto weniger energiereich ist die Schallwelle. Daher werden hohe Frequenzen besonders leicht absorbiert oder gestreut. Ein Stoff, der hier zu stark eingreift, nimmt dem Klangbild Feinzeichnung und Transparenz. Doch selbst im Bassbereich kann ein dichter Stoff für spürbare Einbußen sorgen.
Wie sieht das in Zahlen aus?
Unsere Messungen, deren Ergebnisse du zu jedem unserer Stoffe auf der Produktseite im Tab „Eigenschaften“ unter „akustische Messungen“ aufrufen kannst, belegen: Hochwertige Lautsprecherstoffe können extrem schalldurchlässig sein, wenn sie richtig konstruiert sind. Die Luftdurchlässigkeitswerte all unserer Stoffe liegen deutlich über 8.000 Litern. Der Frequenzverlauf bei Schallmessungen bleibt über das gesamte Frequenzband hinweg nahezu linear, die Pegelabsenkungen liegen zumeist unter 1 dB. Das heißt in der Praxis: Dein Lautsprecher klingt mit den speziell mit Blick auf maximale Schalltransparenz entwickelten Bespannstoffen von Akustikstoff.com exakt so, wie er soll – ganz gleich, ob du HiFi-Genuss suchst, ein Heimkino einrichtest oder im Studio arbeitest.
Worauf sollte man bei der Stoffauswahl achten?
Ein paar Faustregeln helfen bei der Auswahl:- Schau auf konkrete Messdaten, nicht nur auf Werbeversprechen.
- Ideal sind möglichst lineare Werte mit wenigen dB Pegelverlust und hohe Luftdurchlässigkeit.
- Lass dich nicht von der Optik täuschen. Ein schicker Stoff kann schalltransparent sein – muss aber nicht. Vieles, was – oft überraschend günstig – als Akustikstoff angeboten wird, beeinflusst das Frequenzspektrum hörbar. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
- Finger weg von völlig blickdichten Stoffen – sie schlucken und reflektieren mehr Schall, als man zunächst denkt.
- Ein No-Go sind auch stark strukturierte Stoffe mit offenen Fasern, etwa Polsterstoffe. Sie absorbieren und diffundieren mindestens in einzelnen Teilen des Frequenzbandes einen hohen Anteil der Schallwellen. Wenn du spezielle Muster auf dem Stoff haben möchtest, greife besser auf professionell bedruckten Akustikstoff zurück.

