Wer Lautsprecherrahmen mit Stoff bespannt, denkt sicher zunächst an Farbe, Struktur und Spannung. Ein entscheidendes Detail wird jedoch leicht übersehen: die Laufrichtung des Stoffes. Hier erfährst du, was es damit auf sich hat und was du beachten solltest.
Unser Akustikstoff ist ein sogenannter Piqué-Jersey-Stoff, also ein aufgrund seiner Struktur fester und formstabiler, gleichzeitig sehr elastischer Stoff mit einer ebenmäßigen Oberfläche aus feinen, abwechselnd erhöhten und vertieften Maschenreihen, die in einer bestimmten Richtung verlaufen. Diese Richtung nennt man Laufrichtung, also die konkrete Anordnung der Maschen, die dem Stoff seine Struktur und sein typisches Dehnverhalten geben. Die Laufrichtung und das Dehnverhalten spielen beim Bespannen von Lautsprecherrahmen, Akustikpanels oder Wandverkleidungen in Studios und Heimkinos aus zwei Gründen eine wichtige Rolle.
Das optische Erscheinungsbild
Jersey reflektiert Licht leicht unterschiedlich, je nachdem, ob man entlang oder quer zur Maschenrichtung schaut. Ist bei zwei identischen Rahmen die Laufrichtung nicht identisch montiert, kann das bei seitlicher Beleuchtung oder bei Streulicht sofort sichtbar werden — eine Oberfläche wirkt dann minimal matter oder glänzender als der andere und vor allem scheint es, als seien die Farben unterschiedlich. Leider ist dieser Effekt bei feinen einfarbigen Stoffen ohne starkes Muster wie bei unserem Akustikstoff besonders deutlich, denn das menschliche Auge registriert die winzigen Unterschiede in Lichtbrechung und Schattenwurf sehr zuverlässig.Wir sind immer wieder selber erstaunt, wie unterschiedlich ein und dieselbe Farbe unseres Stoffs wirken kann, wenn die Laufrichtung nicht beachtet wird. Deshalb haben wir ein paar Vergleichstests gemacht, bei dem wir zwei aus einer identischen Stoffbahn geschnittene Stücke Akustikstoff um 90°und um 180° gegeneinander verdreht haben. Die Ergebnisse sind frappierend:



Das mechanische Verhalten unter Spannung
Wenn man Jersey auf einen Rahmen zieht, kommt es auf die Richtung der größten Dehnbarkeit an. Zieht man den Stoff so, dass die stark dehnbare Richtung quer über den Rahmen läuft, verändert sich dadurch nicht nur die Größe, sondern auch die Form des Zuschnitts: Dehnen in einer Richtung führt zu Verjüngung in der anderen.Daher ist es wichtig, den Stoff bei der Montage nicht zu extrem zu dehnen und die Spannung möglichst gleichmäßig anzulegen. Werden zwei identische Rahmen mit unterschiedlicher Laufrichtung bespannt, dann kann es schnell passieren, dass der Stoff auf dem einen Rahmen durch die dann zwangsläufig unterschiedliche Dehnung der Maschen transparenter wirkt.
Außerdem hat die Laufrichtung Einfluss darauf, wie der Bespannstoff sich um die Kanten des Rahmens fügt und an den Ecken aufliegt. Das kann dazu führen, dass ein Rahmen an den Rändern sauber straff und plan sitzt, während der andere hauchfeine Wellen oder unterschiedliche Kantenspannung zeigt. Im Lauf der Zeit können sich die Unterschiede sogar verstärken, denn der Stoff „arbeitet“ unter Last. In letzter Konsequenz macht sich das dann auch wieder im optischen Erscheinungsbild bemerkbar.
Akustisch ist das mechanische Verhalten zwar nebensächlich, denn weder die Laufrichtung noch die Wahl der Sichtseite haben Einfluss auf die Schalltransparenz unseres Lautsprecherstoffs. Aber um ein auch optisch perfektes Ergebnis zu erzielen, solltest du unbedingt auf eine identische Laufrichtung bei allen Werkstücken achten.
Betrachte zur Verdeutlichung einmal genau das nebenstehende Photo eines Boxenpärchens mit gegeneinander verdrehtem Bespannstoff. Es fällt sofort auf, dass die linke Front deutlich dunkler, die rechte hingegen transparenter wirkt:
So gehst du wie ein Profi vor:
- Überlege vor dem Zuschneiden und Bespannen genau, in welche Richtung der Stoff montiert werden soll. Behandle die Laufrichtung des Stoffs wie die Maserung bei Holz: einmal festgelegt bleibt sie bei allen Teilen identisch, damit das Gesamtbild harmonisch wird.
- Markiere daher konsequent die Oberkante und die rechte Seite deiner Zuschnitte, damit du alle Zuschnitte gleich orientiert auf die Rahmen montieren kannst.
- Hast du anstelle von Meterware fertige Zuschnitte gekauft, lege sie nebeneinander und achte drauf, dass die Oberflächen und Farben wirklich identisch wirken. Bist du unsicher, teste das aus verschiedenen Blickrichtungen und mit unterschiedlichen Lichteinfallwinkeln. Hast du die Laufrichtung identifiziert, bringe ebenfalls eindeutige Markierungen an.
- Beim Montieren ist es dann wichtig, die Spannung gleichmäßig und bei allen Rahmen in derselben Reihenfolge anzulegen (zuerst Mitte oben, dann Mitte unten, anschließend die Seiten), damit sich keine ungleichen Verformungen einschleichen.
- Ebenso sollte die Tacker-, Klettband- oder Klebepositionierung bei beiden Rahmen identisch erfolgen.

